Abschwimmen im Georgensgmünder Hallenbad
Kurz vor Weihnachten war es endgültig so weit: In der Rezatgemeinde machte eine Institution dicht; zumindest vorübergehend. Nach 49 Jahren schloss das Gmünder Hallenbad seine Pforten – voraussichtlich für die nächsten zwei Jahre. Dann soll die mittlerweile unumgänglich gewordene Generalsanierung abgeschlossen sein und das Bad in neuem Glanz erstrahlen.
GEORGENSGMÜND – Zwei ältere Damen kommen gerade vom Schwimmen, als sie in der Eingangshalle auf Bürgermeister Ben Schwarz treffen. Etwas ratlos halten die beiden ihre noch nicht verbrauchten Wertkarten in der Hand. "Was macht man jetzt mit den alten Karten?" Vielleicht "als Andenken aufheben", rät der Rathauschef, der gerade auf dem Weg in die Umkleide ist, mit einem Augenzwinkern. Für ihn gehöre das Bad einfach zur Rezatgemeinde, erzählt Schwarz. Es sei ein Ort, mit dem er etliche Kindheitserinnerungen verbinde. Wie Schwarz dürfte es nicht wenigen Gmündern gehen. Dementsprechend gut besucht ist das "Abschwimmen" am letzten Öffnungstag, zu dem die Gemeinde am Freitag vor Weihnachten eingeladen hat. Viele nutzen die Gelegenheit, um bei freiem Eintritt noch einmal ein paar Bahnen zu ziehen oder einfach nur zu plantschen.
Die Triathleten, für die das Bad eine wichtige Anlaufstelle zum Trainieren war, haben sich bereits tags zuvor in der Eingangshalle mit einer "Wall of Fame" verewigt. Auf den weißen Fliesen sind seitdem Sprüche wie "Nicht groß, aber einzigartig!" oder auch "Danke für mehr als 1000 Kilometer Schwimmtraining!" zu lesen.
Ein Stück weiter hat die Gemeinde nicht nur die Entwurfsskizze sowie die aktuellen Planungsbeschlüsse des Gemeinderats für die neue Schwimmhalle aufgehängt. Auch die Kopie eines Gutachtens der Beratungsstelle für Turn- und Sportstättenbau der Bayerischen Sportakademie aus dem August 1967 ist dort zu sehen und gewährt einen Blick in die Phase, als die Planungen für das Bad in vollem Gange waren.
Beim Abschwimmen darf natürlich auch die Wasserwacht, einer der Hauptnutzer der Einrichtung, nicht fehlen. Einige haben sich sogar extra für diesen Anlass in den Neoprenanzug gezwängt oder sind gar in kompletter Tauchausrüstung erschienen. Für die Wasserretter bedeutet die Schließung des Bades einen erheblichen Einschnitt. Zum Schwimmtraining müssen die Kinder und Jugendlichen nun bis auf weiteres nach Neuendettelsau ausweichen, die Erwachsenen fahren nach Gunzenhausen. Neben dem erhöhten Zeitaufwand kommen damit auch zusätzliche Kosten auf die Ortsgruppe zu. Dass der eine oder andere der aktuell knapp über 500 Mitglieder die Segel streicht, werde sich angesichts dessen wohl kaum vermeiden lassen. Diesen Aufwand müsse man jedoch betreiben, heißt es seitens der Wasserwacht, allein schon, um den Seedienst in Allmannsdorf aufrecht erhalten zu können. Apropos Wasserwacht: Dass der Schwimmbetrieb überhaupt bis Weihnachten aufrechterhalten werden kann, ist einigen besonders engagierten Wasserrettern zu verdanken. Nachdem sich der langjährige Bademeister Joachim Stöckel im Herbst in den Ruhestand verabschiedet hat, übernahmen sie die Aufsicht im Bad.
Neben den Wasserwachtlern werden nicht zuletzt auch die Schülerinnen und Schüler die zeitweise Schließung zu spüren bekommen. "Die Schule sitzt auf dem Trockenen", bringt es Helmut Köhler, Wasserwacht-Urgestein und einer der "Aushilfsbademeister", auf den Punkt. Als ehemaliger Lehrer an der Dr.-Mehler-Schule hat Köhler das Schwimmbad jahrelang mit zahlreichen Kindern ab der zweiten Klasse genutzt. Dieser Schwimmunterricht wird nun erstmal wegfallen. Aber nicht nur für die Gmünder Kinder, sondern auch für die Schüler aus benachbarten Schulen wie Abenberg, Spalt, Büchenbach usw., die ebenfalls auf eines der wenigen verbliebenen Hallenbäder des Landkreises für den Sportunterricht angewiesen sind.
Auch wenn die Schließung einerseits Probleme für alle Betroffenen mit sich bringe und für etliche Gmünder ein Stück Lebensqualität verlorengehe, so handele es sich laut Ben Schwarz ja andererseits nur um eine vorübergehende "Durststrecke". Die aufwändige Generalsanierung, die das Bad erhalten und fit für die Zukunft machen soll, könnte laut derzeitigem Planungsstand in rund zwei Jahren abgeschlossen sein. Bis Ende März, erklärt der Rathauschef, werde nun zunächst unter anderem die Statik untersucht, ehe es dann in die Detail- und damit auch die genauen Kostenplanungen gehe. Erste Schätzungen zufolge dürfte die Sanierung rund fünf Millionen Euro kosten, finanzielle Unterstützung erhofft man sich durch Fördergelder der EU und des Freistaats. Wenn alles wie geplant klappt, bekommt die Rezatgemeinde am Ende ein echtes Schmuckstück: 25 Meter Edelstahlbecken inklusive Hubboden, Textilsauna und separater Kinderbereich sind nur einige der Dinge, die realisiert werden sollen. Bis dahin heißt es allerdings: In Erinnerungen schwelgen und nach Alternativen fürs Schwimmen suchen
Text / Foto: Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung
Ausgabe vom 27.12.2018 - Andreas Regler