"Arbeit am Menschen und an der ganzen Gesellschaft" Ehrungsabend der Wasserwacht Schwabac
In einem sehr festlichen Rahmen hat die Wasserwacht Schwabach besonders verdiente und langjährige Mitglieder geehrt. Bei dem Festakt mit rund 100 geladenen Mitgliedern und Gästen wurde erneut deutlich, wie wichtig die Arbeit der Wasserwacht-Lebensretter für die ganze Gesellschaft ist.
Volle 8926 Stunden ehrenamtliche Arbeit haben 74 aktive Mitglieder der Wassserwacht Schwabach im Zeitraum Januar bis August 2018 geleistet, wie der Technische Leiter Christian Urban mit hörbarem Stolz in der Stimme und unter dem begeisterten Applaus der Zuhörer ausführte. Besonders wichtig dabei: Die Schwabacher Wasserwacht-Aktiven haben sechs Menschen direkt durch Wiederbelebung das Leben gerettet, sechs weitere Vermisste wurden gesucht und gefunden. 19 mal schritten die Wasserwacht-Retter als „Helfer vor Ort“ (HVO) bei gesundheitlichen Notfällen ein, noch ehe der Notarzt eintraf. Dreimal waren sie in Ernstfällen bei der Luftgestützten Wasserrettung (LuWa) eingesetzt und je zweimal für die Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) und bei Tauch-Rettungseinsätzen.
Im Einzelnen leisteten die Schwabacher Wasserwachtler 3011 Stunden Aufsicht am Brombachsee und anderen Seen sowie 367 Stunden im Parkbad. Weitere große Stundenkontingente entfielen auf Aus- und Weiterbildung (2753), Training (529), Arbeitsdienste (288), Übungen (132) und Kinderschwimmkurse (98). Wie Christian Urban den staunenden Mitgliedern und Gästen vorrechnete, entsprechen diese 8926 Stunden der Arbeitsleistung von vollen 6,6 Vollzeit-Angestellten – damit ist die Wasserwacht praktisch ein mittelständischer Lebensrettungsbetrieb auf ehrenamtlicher Basis.
Zuvor hatte der Vorsitzende der Wasserwacht Schwabach, Harald Wilfert, stolz die „neueste Errungenschaft“ des Vereins vorgestellt: Ein hochmodernes, „halbes Luftkissenboot“ zur Eisrettung. Das neue Boot mit Propellerantrieb war vor der Halle zu bewundern. Gleich daneben lag der „Klassiker“ der Wasserwacht-Rettungsboote, ein schwarzes Schlauchboot von 1972. Die Wasserwacht ist eine von fünf ehrenamtlichen Gemeinschaften innerhalb des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) – neben der BRK-Bereitschaft, der Bergwacht, dem Jugendrotkreuz sowie der Wohlfahrts- und Sozialarbeit.
„Ihr leistet eine exzellente Arbeit“, lobte der Schwabacher Landtagsabgeordnete Karl Freller (CSU) die Aktiven der Schwabacher Wasserwacht. „Das ist Arbeit am Menschen, Arbeit an der ganzen Gesellschaft – und das mit lebensrettender Bedeutung“, hob Freller hervor. „Unser schönes Bayern wäre öd und leer, wenn es keine ehrenamtlichen Retter und Helfer wie Euch gäbe.“ Freller bezeichnete es als besondere Ehre, dass er einem verdienten Aktiven der Wasserwacht, Ralf Achtnicht, die bayerische Goldene Ehrenamtskarte überreichen durfte.
Freller räumte ein, es bereite ihm Sorge, dass immer mehr Kinder nicht mehr regulär schwimmen lernen könnten, weil viele Schwimmbäder marode seien und das Geld für die Renovierung fehle. Auch müssten manche Schwimmbäder aus finanziellen Gründen schließen, weil die Sicherheitsstandards nicht mehr eingehalten werden könnten. Allerdings habe der Freistaat Bayern bereits ein Sanierungsprogramm für Schwimmbäder aufgelegt. In Schwabach sei ein neues Hallenbad überfällig, so der Landtagsabgeordnete unter dem Beifall der Zuhörer.
Helmut Köhler, der Vorsitzende der Wasserwacht im Rotkreuz-Kreisverband Südfranken, befasste sich ebenfalls mit den maroden Hallenbädern und erinnerte an die späten 1960er Jahre, als mit dem „Goldenen Plan“ bundesweit sehr viele Hallenbäder gebaut wurden. Diese seien jetzt in die Jahre gekommen und fällig zur Renovierung, so Köhler. Als Beispiele nannte er Allersberg und Pleinfeld: „Tolle Bäder, aber Technik kaputt, Bad zu“, sagte der südfränkische Wasserwacht-Chef. Der Freistaat müsse nun massiv Geld in die Hand nehmen, damit die Ehrenamtlichen nicht auf Dauer abgeschreckt würden, forderte Köhler.
In Georgensgmünd etwa sei das Bad wegen Renovierung zwei Jahre geschlossen gewesen, die Rettungsschwimmer und andere Schwimmkurse hätten in der Zeit nach Neuendettelsau ausweichen müssen, was viel Zeit und Geld gekostet habe. „Wer zahlt uns diese Kosten?“, so der Kreis-Wasserwacht-Chef Köhler. „In Schwabach dagegen bleibt das alte Hallenbad erhalten, bis das neue gebaut ist. Das ist eine vernünftige Entscheidung. Herzlichen Dank! Bitte nicht wegreißen“, sagte Köhler am Ende seines Grußwortes.
Uwe Stadelmeyer, der stellvertretende Vorsitzende des BRK-Kreisverbandes Südfranken, gratulierte der Schwabacher Wasserwacht insbesondere zu den vielen Mitgliedern im Kindes- und Jugendalter. „Ihr habt Volle 55 Kinder und Jugendliche, so dass Ihr jetzt überlegt, ob Ihr eine dritte Jugendgruppe gründet: Das ist schon toll. Herzlichen Glückwunsch dazu“, so Stadelmeyer. In der Tat stehen rund 80 Kinder und Jugendliche auf der Warteliste der Schwabacher Wasserwacht, die mangels Ausbildungskapazität nicht angenommen werden können, wie Vorsitzender Harald Wilfert sagte.
Für die Führungsleute im Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen gebe es überhaupt keinen schöneren Anlass als die Ehrungen von Ehrenamtlichen, unterstrich Udo Klein, der Leiter der BRK-Bereitschaft Schwabach, und erklärte: „Ohne die Ehrenamtlichen wären wir nichts.“ Die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der Wasserwacht und dem Technischen Hilfswerk (THW) hob dessen Ortsbeauftragter Moritz Korn hervor. Vorbildlich sei das familiäre Zusammenwirken in der Wasserwacht, so Korn: „Hier ist alles versammelt: Tradition, Ältere, Zukunft, Jüngere und Kinder. Großartig.“
Ehrungen für besondere Verdienste erhielten neun Mitglieder der Wasserwacht Schwabach: Das Ehrenzeichen der BRK-Ausbilder in Bronze erhielten Wilfried Rotter, Marco Stresing, Claudia-Martina Urban und Norman Zimmer. Die Wasserwacht-Medaille in Bronze wurde Alwin Diem, der stellvertretenden Vorsitzenden Kerstin Loos, dem Jugendleiter Michael Übler und dem Technischen Leiter Christian Urban überreicht. Die BRK-Ehrennadel für besondere Verdienste in Silber erhielt der Tauchbeauftragte Olaf Pfeiffer.
Mit vollen 70 Jahren Mitgliedschaft ist der frühere langjährige und allseits beliebte Schwimmmeister Josef Heringlehner das am „längsten gediente“ Mitglied der Wasserwacht Schwabach. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er allerdings nicht an dem Ehrungsabend teilnehmen. Daher hatten Vorsitzender Harald Wilfert und seine Stellvertreterin Kerstin Loos den mittlerweile 90 Jahre alten Jubilar bereits vor dem Ehrungsabend zu Hause besucht und ihm die Ehrenurkunde überreicht. Ein Foto der Übergabe wurde per Beamer gezeigt und mit großem Applaus bedacht. Das älteste anwesende Mitglied beim Ehrungsabend war übrigens Karl Kolb: Er ist 86 Jahre alt und seit 69 Jahren Mitglied der Wasserwacht Schwabach.
Außerdem ehrte die Vorstandschaft der Wasserwacht Schwabach folgende langjährige Mitglieder:
5 Jahre Mitgliedschaft: Linus Bahnemann,, Julia Dietrich, Cedric Ebeling, Michèle Ebeling, Leonard Gründel, Laura Hartmann, Tina Hartmann, Eva Hertle, Anton Hopperdietzel, Florian Kittstein, Michaela Urban, Marcel Vergé, Jana Wawarta
10 Jahre Mitgliedschaft: Mara Hertle
15 Jahre Mitgliedschaft: Julia Pfeiffer, Sebastian Pfeiffer, Kevin Wilfert
20 Jahre Mitgliedschaft: Gisela Loos, Kerstin Loos, Anja Rotter
25 Jahre Mitgliedschaft: Ralf Achtnicht, Heiko Holluba, Stefan Schwenk, Stefan Seidel
30 Jahre Mitgliedschaft: Wolfgang Geißler, Karin Pfeiffer
40 Jahre Mitgliedschaft: Susi Krauß, Uwe Stadelmeyer
45 Jahre Mitgliedschaft: Udo Bachmann, Silvia Rotter
50 Jahre Mitgliedschaft: Wilfried Rotter, Helmut Brechtelsbauer
55 Jahre Mitgliedschaft: Günter Kraus, Rainer Gerber
60 Jahre Mitgliedschaft: Hans Eckensberger
Text: Wolfram Göll
Fotos: Wasserwacht Schwabach