Zeitreise durch 125 Jahre Rot-Kreuz-Geschichte - Weißenburger Rot-Kreuzler feiern Jubiläum
Auf eine Reise im Zeitraffer vom 19. über das 20. Jahrhundert bis in das Jahr 2018 gingen am 21. September all jene Gäste, die der Einladung der BRK-Bereitschaft Weißenburg gefolgt waren. Diese beging ihr 125-jähriges Jubiläum.
Unter der Überschrift „Eine Idee macht ihren Weg“ nahm Festredner Gerhard Grimm die Gäste mit auf den Weg des Weißenburger Roten Kreuzes und der seinen Anfang bereits im Jahr 1866 nahm, als sich Bayern vom Deutschen Krieg bedroht sah. Auf der Grundlage der Genfer Konvention von 1864 bildeten sich ein Frauen- und Jungfrauenverein sowie ein Hilfsverein der Männer, die sich der Sammlung von Geld und Hilfsgütern widmeten und die Errichtung von Lazaretten im Hinterland vorantrieben. Dies war die Keimzelle der Hilfsorganisation, die bis zum heutigen Tag eine zwar wechselvolle aber kontinuierliche Entwicklung durchlief.
Die nächste Herausforderung kam im Jahr 1870 mit einem neuen Krieg auf die Männer und Frauen zu. Wie schon zuvor wurden Hilfsgüter zur Verfügung gestellt und nun konnte auch in Weißenburg ein Lazarett eingerichtet werden, da die Stadt nun auch mit der Bahn zu erreichen war.
Im Jahr 1893 ist es dann soweit: da mit zunehmender Mobilität und Industrialisierung auch die Unfälle mehr werden, gründet sich eine Sanitätskolonne, die sich der Unfallhilfe und dem Krankentransport widmet.
Im Lauf der Jahre wird immer wieder die Ausbildung und die Ausrüstung verbessert. Auch die Unterbringung der Helfer und ihres Materials unterliegt stetem Wandel, da immer wieder der Platz zu knapp wird.
Auch während des Ersten Weltkrieges wird ein Lazarett betrieben, auch ziehen Weißenburger Sanitäter in den Krieg.
1937 werden die Mitglieder der Weißenburger Bereitschaft auf den Führer vereidigt und das Unheil des Zweiten Weltkrieges beginnt seinen Lauf zu nehmen. Unter schwierigsten Bedingungen geht die Arbeit weiter, während der Kriegszeit, aber auch danach, als große Not herrscht. Nun ergeben sich neue Anforderungen, soziale Aufgaben treten in den Vordergrund. Die Helfer stellen sich darauf ein und suchen Lösungen.
Als sich die wirtschaftliche Lage wieder bessert, liegt der Schwerpunkt wieder mehr auf dem Sanitätsdienst und dem Krankentransport, der schrittweise professionalisiert und mit hauptamtlichem Personal ausgestattet wird. Auch der Fuhrpark wächst und wird modernisiert, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Dies alles führt natürlich wieder zu Platznot, sodass 1979 das neue Rot-Kreuz-Heim an der Rothenburger Straße bezogen wird. Für damalige Verhältnisse großzügig geplant, platzt es heute schon wieder aus allen Nähten, da sich die Geschäftsfelder und Aufgaben seither vervielfacht haben.
Auch für die ehrenamtlichen Helfer gibt es im 21. Jahrhundert viel Arbeit. Da sind Sanitätsabstellungen bei Veranstaltungen zu leisten, es gilt bei größeren Schadenslagen wie Bränden, Unfällen, Vermisstensuchen, Hochwassereinsätzen und vielem mehr zur Verfügung zu stehen, Blutspendetermine wollen abgehalten werden, das vorhandene Material muss gewartet und instand gehalten werden.
Um mit neuen Entwicklungen mithalten zu können, muss auch ständig Aus- und Fortbildung betrieben werden.
Kurzum, die Anforderungen und Erwartungen werden ständig mehr - leider nicht die Zahl derer, die sich hier engagieren wollen.
Diesen Gedanken griff auch der Präsident des BRK Theo Zellner auf. In einer „Gesellschaft der Selbstverwirklicher, der Ichlinge, die vom Staat alles einfordern, nicht für den Nächsten, nicht für den in Not geratenen, sondern für sich selbst“, sei die Arbeit des Roten Kreuzes ein Gegenentwurf, das Fundament gesellschaftlicher Stabilität, weil von unten, von den Menschen vor Ort getragen. Damit leiste das BRK einen großen Beitrag für die soziale Stabilität in Bayern. Dies alles, vor allem aber die Arbeit der Ehrenamtlichen sei nicht selbstverständlich, die Selbstverständlichkeit aber sei immer der Feind der Wertschätzung. Der BRK-Präsident dankte allen, die die Welt durch ihren Einsatz ein Stück sozialer und damit gerechter machten.
Die Glückwünsche des Landkreises zum Jubiläum überbrachte Landrat Gerhard Wägemann. Er dankte dem Roten Kreuz seinen Einsatz gemäß den sieben Grundsätzen des Roten Kreuzes und betonte die Bandbreite und die Qualität der Arbeit. Während man gemeinhin davon ausgehe, das Rote Kreuz empfange nur Spenden, sei es doch eher so, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst etwas ganz wertvolles spenden - nämlich ihre Zeit!
Oberbürgermeister Jürgen Schröppel gratulierte namens der Stadt Weißenburg und dankte für die gute Zusammenarbeit.
Ein weiteres Grußwort kam von Wolf-Dieter Ueberrück, dem Vorsitzenden des BRK-Kreisverbandes Südfranken. Er dankte für das Engagement der Weißenburger Rot-Kreuzler, das täglich dem Gemeinwohl zugute komme und unverzichtbar sei. „Ihre Leistungen zeugen von Selbstlosigkeit, hoher Sachkenntnis und großem Engagement für die Mitmenschen in dieser Region“, rief er den Aktiven zu. Er griff das Motto des Abends „Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Schüren der Flamme“ auf und warb dafür, dass sich auch in Zukunft viele Mitbürger, v.a. junge Menschen für die Hilfe im Zeichen des Roten Kreuzes begeistern sollten.
Michael Hofer, Kreisbereitschaftsleiter im BRK-Kreisverband Südfranken, dankte für die stets zuverlässige Zusammenarbeit, wie z.B. erst kürzlich beim BR3-Dorffest, aber auch vielen anderen Gelegenheiten, bei denen sich die Mitglieder der Bereitschaft Weißenburg aktiv einbringe.
Der Vorsitzende der DLRG Weißenburg, Felix Baumann, gratulierte ebenfalls und sprach von der guten Zusammenarbeit von BRK und DLRG vor Ort. Dies manifestierte sich auch darin, dass Mitglieder der DLRG an diesem Abend den Service für die Gäste übernahmen.
Ein Geschenk hatte der Vertreter der Sparkasse, Walter Novotny im Gepäck. Auch er hob hervor, wie wichtig die Arbeit des Roten Kreuzes für die Menschen vor Ort sei und dass das Geldinstitut diesen Einsatz gerne unterstützen möchte. Der stellvertretende Bereitschaftsleiter Daniel Häußler durfte von Herrn Novotny einen Scheck entgegennehmen.
Der Betrag wird für die Anschaffung von Material verwendet, das die Arbeit der Helfer erleichtert und so letztendlich wieder dem Gemeinwohl zugute kommt.
Der feierliche Anlass bot natürlich auch die Gelegenheit, Ehrungen vorzunehmen.
Den Anfang machte Präsident Zellner, der im Auftrag der DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt der Bereitschaft Weißenburg die Henry-Dunant-Plakette übergeben durfte, eine Auszeichnung, die ausschließlich zum 125-jährigen Jubiläum verliehen wird,
Roswitha Fläschner wurde für 45 Jahre Mitgliedschaft geehrt, Ludwig Kraft und Rudolf Koppatz sind seit 55 Jahren Mitglieder und Erich Geyer hält dem BRK seit 60 Jahren die Treue.
Für besondere Verdienste erhielten folgende Personen die Henry-Dunant-Medaille: Jochen Bachmaier, Markus Baumann, Friedrich Grimm, Gabriele Grimm, Maximilian Grimm, Anni Hager, Gerda Ranzenberger und Barbara Schäller.
Die BRK-Ehrennadel in Silber für besondere Verdienste wurde überreicht an Anneliese Eckert, Horst Kleinwächter, Alois Meyer und Helmut Ranzenberger.
Die BRK-Ehrennadel in Gold für außergewöhnliche Verdienste wurde Herrn Wilhelm Hager verliehen.
Abgerundet wurde der Abend durch ein reichhaltiges kaltes Buffet.
Das Klarinetten-Trio KaBaSa aus Nürnberg erfreute die Anwesenden mit einem gut ausgewählten, abwechslungsreichen Programm und musste am Ende gar eine Zugabe spielen.
Auch der Samstag stand noch im Zeichen des Jubiläums. Am frühen Abend trafen sich die Mitglieder auf dem Südfriedhof, wo sie zusammen mit Dekan Bayerle und Diakon Frank Schleicher der verstorbenen Kameradinnen und Kameraden gedachten, einen Kranz niederlegten sowie eine Kerze entzündeten.
Anschließend verbrachten die Mitglieder einen geselligen Abend bei einem leckeren Abendessen und guten Gesprächen, in denen viel von alten Zeiten die Rede war.
Fotos: David Berger